Let me count the ways

Nero nickte und hatte somit auch schon Mavis Vorschlag zugestimmt, dass man lieber zusammen bleiben sollte und sich nicht unnötig trennen. Der Taxifahrer würde die drei hoffentlich schon sehen und nicht erst weiter fahren, denn das wäre eher ungut in diesem Fall. Der Vampir sah sich kurz um, ehe er dann einfach mit dem Kopf die Richtung angab, auch wenn Mavis sicherlich selbst schon soweit gedacht hatte das man nicht gegen den Verkehr laufen sollte, sondern vielleicht mit, denn wer wusste schon an welcher Stelle der Taxifahrer einbiegen würde? Nero steckte seine Hände in die Hosentasche und richtete seinen Blick kurz zu dem Mann, ehe er dann zu Mavis sah. "Gut, dann gehen wir weiter." Sagte er, eher bevor er dann einen Mann mit einem bösen Blick ansah, welcher zu lange zu den drei gesehen hatte - vor allem zu dem Geschäftsführer.
Dieser war wirklcih einfach nur still gewesen, doch mit der Überforderung die in ihm herrschte und der ständigen Sorge das man ihn erwischen könnte, hatte er genug zu kämpfen. Er sah sich auch nicht wild umher, da er das Gefühl hatte das man ihn dann erst recht sehen könnte und er somit nicht auffallen wollte. Dafür hatte er einen starren Gang und einen starren Blick nach vorne, was genauso auffällig war über die Zeit - man konnte meinen er wäre ein Roboter, weswegen auch weiter Personen auf ihn aufmerksam wurden die sich nicht viel bewegten, sondern eher an einer Stelle standen. Glücklicherweise war es Tag und man lief ja nicht direkt an vielen Cafes vorbei, sodass man gar nicht zu auffällig war. Trotzdem wurde eine Frau auf ihn aufmerksam, die sich mit langsamen Schritten näherte.

Da Nero nichts einzuwenden hatte (nun, er hatte ihr ja auch mehr oder weniger die Entscheidung übertragen), kam es zu keiner weiteren Verzögerung, ehe sie sich wieder in Bewegung setzten und Mavis dabei die Richtung wählte, die Nero im gleichen Moment auch schon vorgab. Am auffälligsten von ihnen dreien war und blieb aber leider der Mann, den sie aus seinem Büro befreit hatten, so mehr oder weniger.
Mal abgesehen davon, dass die sichtbaren Verletzungen natürlich auffielen und die Aufmerksamkeit der Passanten hin und wieder auf ihn zogen, schien er immer noch so durch den Sturm - durch den Wind zu sein, dass er sich äußerst steif und angespannt bewegte. Mavis fand, dass es dadurch vielleicht sogar ein bisschen so wirkte, als wären sie gerade diejenigen, die ihn zu irgendetwas zwangen. Passte ja dazu, dass sie ihn weiter festhielt, aber sonst wäre er bestimmt einfach stehen geblieben. Vielleicht. Sie kannte sich mit Schockreaktionen nicht so gut aus.
Dafür fiel ihr nach einigen Metern die Frau auf, die ihrerseits auf sie aufmerksam geworden zu sein schien. Sie musterte sie kurz unauffällig, um abzuschätzen, ob auch sie nur eine Passantin war oder ob sie vielleicht beim Happy Club arbeitete (oder bei den Rotmasken) und den Geschäftsführer wiedererkannte und vielleicht Alarm schlagen könnte. Für Mavis schien sie jedoch eher eine gewöhnliche Person zu sein. Sorgte sie sich möglicherweise? Was immer es war - die beste Reaktion war zunächst einmal vielleicht sie zu ignorieren und so zu tun, als sei sie nicht da. Besser als direkt offensiv zu werden, denn dann hätte man ja direkt bestätigt, dass irgendetwas im Gebüsch war.

Die Frau die sich den drei langsam näherte hatte keinen roten Ohrring und war damit vermutlich zumindest kein Teil der Rotmasken. Zudem holte sie nicht ihr Handy heraus um schnell irgendwo anzurufen und einen geflüchteten zu melden, der eigentlich noch in seinem Büro sein solllte. Nein, sie kam nur näher, blieb kurz stehen als Mavis sie direkt ansah, lief dann jedoch nach zwei Sekunden weiter und öffnete langsam ihren Mund um Worte daraus sprießen zu lassen, die Nero eigentlich gerne überhören wollte, doch wurden sie immerhin von sonst niemanden angesprochen. Trotzdem wandte er sich ab, da er nach dem TAxi sah. "Entschuldigen Sie, aber geht es Ihnen gut?" Die Frau sprach natürlich direkt den verletzten Mann an, welcher sie leicht geschockt ansah, seinen Blick auch nur langsam wieder normalisierte und auffällig laut schluckte. Er schüttelte leicht den Kopf, wollte etwas sagen, aber sein Mund wollte nicht so wirklich wie er. Daher kam auch kein Wort aus ihm heraus, sondern irgendwie nur Stille. "Soll jemand einen Krankenwagen rufen?" Fragte die Frau nun - die etwa mitte oder ende dreißig war und keinerlei Auffälligkeiten dahingehend hatte, dass sie vielleicht etwas anders als ein Mensch war - welche jedoch ihren Blick nicht mehr starr an den Mann hatte, sondern nun zu Nero und Mavis sah. Da Nero sich jedoch weg gedreht hatte, war sie eher auf Mavis fixiert.

Leider ließ die Frau sich von Mavis' Auftreten nicht davon abbringen, näherzukommen, nachdem sie kurz gestockt hatte. Im Gegenteil, kam sie nun sogar ganz heran und wandte sich an den Geschäftsführer. Ein wenig irritiert davon, dass Nero sich (auf Mavis wie unbeteiligt wirkend) etwas wegdrehte, blinzelte sie und warf ihm einen Blick zu.
Dass der Mann, dem sie aus dem Happy Club herausgeholfen hatten, sich so auffällig benahm, war natürlich auch nicht gerade von Vorteil. "Wir bringen ihn zu einem Arzt", sagte Mavis mit fester Stimme und ließ ihn vorsichtshalber los, falls es so wirkte, als wollte sie ihn unter Druck setzen oder so etwas. "Wir warten auf ein Taxi." Dass ihr Akzent Vorurteile wachrufen könnte, kannte sie schon und war ihr daher bewusst, doch sie hoffte einfach, dass sie trotz dem nicht ganz so unscheinbaren Nero und trotz ihrer roten Haare Dank ihrer kleinen, schmalen Statur harmlos genug wirkte, um die Frau beruhigen zu können. Sie hoffte auch, dass die Aussage mit dem Arzt ihr ausreichte und sie ihr glaubte, dass sie mit einem Taxi dorthin fahren würden. Das Taxi immerhin war nicht erfunden und würde gleich unterstützend anrücken - hoffentlich.
Hilfreich wäre es nur auch, wenn der Mann nicht so schockiert wirken würde als wären Nero und Mavis es, die ihm etwas angetan hatten.

Nero der sich weg gedreht hatte und wenig mit der Situation zu tun haben wollte - weswegen er auch lieber nach dem Taxi schaute - überließ Mavis das Feld in der Hoffnung das es bei ihr schon funtkionieren würde. Zudem war der Vampir vermutlich nicht freundlich genug in so einer Situation, weswegen er es auch ließ überhaupt etwas zu sagen, bevor er es noch schlimmer machte. Die Frau die auf Mavis zugekommen war sah erst leicht verwirrt aus und ging ein Stück zurück, weil sie wohl nicht damit gerechnet hatte das Mavis mit einem Akzent sprechen würde. Leichte Verwirrung konnte man in ihrem Gesicht erkennen und die Reaktion der Frau wurde damit auch nicht besser. Jedoch nicht aggressiv in irgendeinem sinne. "Brauchen Sie ein Handy? Ich kann einen Krankenwagen rufen. Das ist sicherer als ein Taxi." Sagte die Frau und hatte ihr Smartphone schon heraus geholt um den Notruf zu rufen. Nero drehte sich nun wieder um und tippte Mavis leicht gegen die schulter um ihr zu zeigen das das Taxi gerade vor fuhr. "Wir können nicht warten, wir gehen jetzt." Sagte Nero mit einem etwas zischenden Ton zur Frau die ihn verwirrt ansah ehe er an das Taxi ging, die Tür hinten öffnete und den Direktor rein zitierte. Dieser folgte, war trotzdem aber zu verwirrt um irgendwas zu sagen.

Die Frau schien nicht lockerlassen zu wollen. Mavis' Stirn runzelte sich leicht, als sie fragte, ob sie ein Smartphone bräuchten und dass es sicherer war, den Krankenwagen zu rufen. So schlimm sah der Geschäftsführer doch wirklich nicht aus, oder? Als müsste sie nachsehen, wandte sie sich einen Moment lang an diesen und musterte ihn von oben bis unten.
Na gut, man könnte damit durchaus einen Krankenwagen rufen oder ihn ins Krankenhaus bringen. Doch akute Lebensgefahr bestand nicht. Und selbst, wenn er schlimmer zugerichtet gewesen wäre - Sie wollten ja gar nicht zum Arzt und auch nicht ins Krankenhaus, sondern erst einmal weg von hier. Aber das konnte man der Passantin, die wenigstens noch ein Gewissen und Gedanken für ihre Mitbürger hatte, schlecht erklären. Es wäre ziemlich dubios, und am Ende rief sie schnell die Polizei statt den Krankenwagen.
Mavis wandte sich wieder zu ihr und öffnete den Mund, um etwas Beschönigendes zu erwidern, doch da wurde sie schon von Nero angetippt. Sie folgte ihrem Deut und stellte beruhigt fest, dass das rettende Taxi aufgetaucht war und am Straßenrand angehalten hatte. "Machen Sie sich keine Sorgen, Madam. Wir bringen ihn jetzt zum Arzt", sagte sie, schenkte der besorgten, fürsorglichen Dame noch ein beschwichtigendes (wie sie hoffte) Lächeln und huschte dann hinter Nero und dem Mann hinterher zum Taxi. Sie schlüpfte auf der freien Seite auf den Rücksitz.

Für Nero gab es keinen Grund sich irgendiwe mit der Frau zu beschäftigen, denn nicht nur hätte er es wohl schlimmer gemacht, sondern hätte er vielleicht auch dafür sorgen können das am Ende wirklcih die Polizei gerufen wurde. Und wenn nur mehr Passanten kamen die unbedingt helfen wollten, dann wäre das ja etwas geworden, wo man gar nicht mehr raus kam - je weniger Zeugen es gab, desto besser wäre es doch noch gewesen, denn dann konnte die Bande nicht einfach ankommen und fragen ob man Person XY gesehen hatte und diese hier vorbei gelaufen war. Zwar waren da schon ein paar, doch die Dame sah beispielsweise nicht so aus, als wäre sie die nächste Zeit heir gewesen, weil sie heir arbeitete oder dergleichen, sondern einfach nur wie eine Fußgängerin. Nero hatte Mavis gezeigt das sie jetzt weiter gehen würden und so hatten sich die drei Personen in das Taxi begeben, relativ schnell. Nero sagte dem Fahrer auch gleich das er fahren sollte, sobald alle da waren und angeschnalt, nicht das die Passantin noch meinte die Tür hinter Mavis wieder zu öffnen! Oder sonst wer.
Nero hatte sich auf die andere Seite gesetzt, damit Mavis nicht um das Taxi herum laufen musste, während der Chef in der Mitte sitzen sollte. "Fahren Sie erstmal geradeaus, ich sage Ihnen gleich die Adresse." Gab Nero von sich und holte sein Handy heraus, nur um sich umzudrehen und zu sehen was die Passantin machte.

Mavis erlaubte sich ein erleichtertes (aber möglichst lautloses) Ausatmen, als sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, bevor die Passantin noch etwas hätte erwidern oder protestieren können. Sie saß auf der Seite, wo man von hinten durch den Rückspiegel schauen konnte, aber leider sah sie natürlich nur die Stirn und die Augen des Fahrers. Also musste auch sie über die Schulter durch die Rückscheibe spähen, um herauszufinden, ob die Frau sie nun in Ruhe ließ.
Die Dame stand noch da, kopfschüttelnd und etwas sagend, dabei auf das Taxi schauend, doch sie kam nicht hinterher. Dafür wirkte sie nun offenkundig verärgert und schien kein Verständnis für Mavis und Nero und vermutlich auch den Geschäftsführer zu haben, dass dieser nicht protestierte und auf einen Krankenwagen bestand. Mavis sollte es recht sein. Es wirkte so, als hätten sie diese Hürde nun gemeistert, und wenn der Taxifahrer schnell losfuhr, schwand wohl auch endgültig die Gefahr, dass jemand von der Rotmasken-Bande sehen konnte, wohin sie mit dem Mann verschwanden. Oder dass sie es überhaupt taten. Der arme Kerl, dem Nero eins verpasst hatte, wusste ja auch erst mal nur, dass etwas im Ärgerlichen - Argen war. Er hatte ja Mavis und den Geschäftsführer nicht gesehen, sodass er nicht gleich wissen konnte, dass sie ihn mitgenommen hatten.
Aber vermutlich würde man auf diesen Gedanken trotzdem recht schnell kommen, sobald feststand, dass er weg war.

Der Taxifahrer wusste nun wirklich nicht wohin genau und wieso es so eine komische Stille im Taxi gab, denn bis auf das Ausatmen von Mavis und der kurzen Worte von Nero kam natürlich nichts mehr. Der Geschäftsführer war noch immer ein wenig wie eine Puppe da gesessen - vorher natürlich gestanden - und machte nicht viel, außer irgendwie alles zu verarbeiten. Es dauerte zumindest in seinem Kopf eine ganze Zeit lang bis er sich an Mavis wandte und ein leicht genuscheltes es tut mir leid von sich gab, was er wohl dahingehend meinte, dass er sie einfach allein gelassen hatte mit dieser Frau und nichts sagte. Er wusste doch selbst das er hätte sagen können das alles passte, aber er wusste nicht was er überhaupt machen sollte. Nero interessierte sich auch weiterhin nicht so ganz dafür, hatte sich jedoch zur Frau umgewandt und sah, dass diese zumindest nicht das Handy heraus holte und vielleicht jemanden anrief. Dafür wandte sich Nero und wieder nach vorne zum Taxifahrer. "Na, wo darfsn hingehn?" Fragte der Fahrer dann, der etwas dunkelhäutiger war, jedoch wohl sonngebrannt statt natürlich. Nero sah ihn an, legte seinen Kopf etwas schief und sah dann zu Mavis. "Ich würde vorschlagen wir fahren zur Heinrichstraße?" Sagte er zu ihr, wissend das Mitglieder der Gilde doch wussten, das dort ein kleiner Unterschlupf zum verstecken war.

Mavis blinzelte und ließ den Blick von der Rückscheibe weg zu dem Geschäftsführer huschen, als dieser sich entschuldigte. Sie betrachtete ihn kurz wort- und mehr oder weniger ausdruckslos, dann nickte sie. "Wir hatten ja Glück." Zumindest scheinbar. Ob die Frau sich das Taxikennzeichen und das Taxiunternehmen merken würde, um dann jetzt im Anschluss doch die Polizei zu rufen, wusste sie natürlich nicht. Aber da die Frau eher aufgebracht als alarmiert schien, während sie nun immer kleiner und kleiner wurde, weil das Auto losgefahren war, vermutete sie eher, dass sie sich ärgerte und dann weiter ihres Weges ziehen würde.
Mavis setzte sich nun wieder richtig hin und schnallte sich auch noch an, weil sie das bisher nicht getan hatte, ehe sie in den Rückspiegel sah und dabei nun den Blick des Taxifahrers auffing, der nach dem Ziel fragte. Sie schaute auch kurz zu Nero, als er einen Vorschlag machte. Zwar kannte sie sich mit Straßennamen nicht dermaßen aus, aber für sie wichtige Adressen merkte sie sich natürlich, sodass sie wusste, worauf er damit hinaus wollte. Also nickte sie. "Ja, das klingt gut. Dahin bitte." Letzteres sagte sie nach vorne, falls der Fahrer nicht eh schon automatisch die Heinrichstraße als Ziel aufgefasst hatte.
"Ist das weit von hier?", fragte sie Nero gleich darauf. Sie wusste nicht so recht, wie man von hier aus dorthin kam. Aber sicher war es kein allzu weit entferntes Ziel. Immerhin müssten sie ja wohl noch einmal zum Happy Club zurück... Und Nero hätte es nicht ausgewählt, wenn sie nun erstmal eine halbe Stunde oder länger unterwegs wären.